Das Korber Unternehmen hat Insolvenz beantragt: Keine Aufträge,
kein Geld, keine Zukunft
Korb.
Der Wankel bringt seinen Schöpfern kein Glück: Acht Jahre
nach dem Neubeginn in
Korb mit Flugzeugmotoren und Kompressoren für Klimaanlagen ist
die Wankel Rotary
GmbH erneut abgestürzt. Geschäftsführer Jürgen
G. Bax hat für die Firma
Insolvenzantrag gestellt.
"Sie können sich denken, das es mir nicht leicht fällt", sagte
Jürgen G. Bax über das Ende
der Wankel Rotary, die 1993 mit guten Ideen und vielen Vorschusslorbeeren
gestartet ist
und in den vergangenen Jahren auch einige davon umgesetzt hat.
Drei Gründe führten laut Bax zur Zahlungsunfähigkeit
des Unternehmens: Ein Großauftrag
für Kompressoren für Autoklimaanlagen ist geplatzt, nachdem
die Autofirma ihre Strategie
geändert habe. Daraufhin seien die Finanzgesellschafter (seit
1997 im Unternehmen)
ebenfalls ausgestiegen und hätten ihre finanziellen Zusagen nicht
mehr erfüllt. Keine
Chance mehr sah Bax für seine Wankel Rotary, nachdem das Bundesamt
für
Außenwirtschaft den Export von Flugzeugmotoren nach Israel untersagte,
weil die
Wankelmotoren für unbemannte Aufklärungsflugzeuge, sogenannte
Drohnen, geeignet
sind. Das aufgerissene Loch - immerhin fehlte ein Vier-Millionen- Mark-Auftrag
- sei für ein
kleines Unternehmen wie Wankel Rotary zu groß gewesen. Die Firma
"stand vor dem
Nichts".
Wie's weitergeht, dazu werde er, Bax, jetzt nicht mehr gefragt. Das
Sagen hat der
vorläufige Insolvenzverwalter, der Stuttgarter Rechtsanwalt Dr.
Robert Leicht, der gestern
nicht für eine Stellungnahme zu erreichen war. Inzwischen sei
die gesamte Belegschaft
von 15 Leuten gekündigt worden, um "die Kosten auf Null" zu bringen
und einen
Neuanfang zu ermöglichen.
Neu angefangen hatte die Wankel Rotary GmbH bereits 1993 in Korb, nachdem
die
damaligen Geschäftsführer für die Entwicklungsgesellschaft
Wankel R&D, Lindau, Konkurs
angemeldet hatten. Die Geschäftsführer damals: Jürgen
G. Bax und Entwicklungsdirektor
Dankwart Eiermann, ein Schüler des Erfinders des Kreiskolbenmotors,
Felix Wankel.
Auslöser für den Konkurs damals: ein geplatzter Rüstungsauftrag.
Im Gegensatz zur
damaligen Wankel R&D sind aber bei Wankel Rotary sämtliche
80 Patente rund um den
Kreiskolbenmotor in der Insolvenzmasse. 1993 übernahm Bax die
Wankel-Patente und
Schutzrechte, nachdem er passende Geldgeber gefunden hatte: Kreissparkasse
Waiblingen, die baden-württembergische Mittelstandsbeteiligungsgesellschaft
und eine
Venture- Kapital-Gruppe. ...
"Wankelmotoren made in Korb heben ab", hatten wir 1994 über den
"zweiten Durchbruch"
(Dankwart Eiermann) des Rotationskolbenmotors berichtet. Nicht mehr
nur in Autos
sollten sich die Kreiskolbenmotoren drehen - unvergessen ist der avantgardistische
NSU
Ro 80. Der leichtgewichtige Wankelmotor sollte in Flugzeugen seine
Vorteile ausspielen
oder als Kompressor für Turbolader.
Tatsächlich hat Wankel Rotary (Eigenwerbung: "führendes Wankel-Zentrum
der Welt") in
den vergangenen Jahren einige Vermarktungserfolge vorzuzeigen. In den
USA, Mexiko und
ganz Europa fliegen Ultraleichtflugzeuge mit Wankelmotoren; Korber
Wankel-Kompressoren
besorgen die Lüftung der neuen Intercitys der Bundesbahn; 1997
gab Wankel die Kooperation mit VW bekannt: eine halbe Million Kompressoren
für
Autoklimaanlagen sollten sich Wankels Prinzip des Kreiskolbenmotors
bedienen. Und
schließlich wagte sich Wankel auch wieder auf die Straße:
Mit sogenannten
Elektro-Hybrid-Antrieben wollte Wankel seinen Beitrag zum Drei-Liter-Auto
leisten: Ein
kleines, leichtes und vibrationsarmes Diesel- oder Benzin-Aggregat
schaltet sich lediglich
dann zu, wenn die Batterien für den Elektroantrieb zur Neige gehen.
In der "Mobile Zukunft 2000-2001", einer erst kürzlich veröffentlichten
Broschüre der
Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart, hat Geschäftsführer
Jürgen G. Bax noch über
die Serienfertigung zusammen mit einem Industriepartner spekuliert:
Das Potenzial für die
verschiedenen Kreiskolbentechniken lägen in den ersten drei Jahren
bei 500 Millionen
Mark.
Nicht von der Insolvenz der Wankel Rotary GmbH betroffen ist Bax' weitere
Firma: die
Aluminium und Zinndruckguss- Firma Eimer in Korb (70 Beschäftigte,
Jahresumsatz 14
Millionen Mark), die beispielsweise den legendären Mercedes-Stern
herstellt.