Die Wogen vom tollen Fahrgefühl eines schicken Cabrios mit einem
summenden Motor und die Erinnerung an einen Film mit Audrey Hepburn schlugen
auch nach Japan und forderte die automobile Fachpresse zu einem Bericht
im "Car Sensor". Etwas sentimental, vielleicht auch romantisch klingt es
schon, eben anders als wir es hier in der Fachpresse gewohnt sind.
Entdeckt wurde die Zeitung mit folgendem Bericht von unserem Registerführer
und jungem Clubmitglied Martin Schlockermann, als er mal wieder beruflich
im fernen Osten war.
Im Wind steckt die Wärme der Sonne
Es war ein schöner Frühlingsmorgen. Mit dem Auto bin ich in Richtung Süden von Coventry, dem Hauptquartier von Tagur, etwa eine Stunde gefahren und kam in einem kleinen Dorf im flachen Land an. An der Straße blühte Löwenzahn.
An dieser Straße befand sich eine kleine Garage. Vor dieser war ein NSU abgestellt, der 1965 hergestellt worden war. Es gibt nur noch drei solcher Wagen auf der Welt.
,,Herzlich willkommen, Ihren Wunsch habe ich schon von Herrn Bischoff gehört. Ich kenne einen guten Ort, wo wir die Aufnahmen machen können". Herr Eddie lehnte sich an das Auto und wartete auf uns. Herr Bischoff der Besitzer des Autos, war nicht da. Herr Eddie ist einer seiner Freunde, er arbeitete in dieser Garage und man hat die Sache mit den Aufnahmen ihm überlassen. Er wollte den Asiaten, die aus dem fernen Land gekommen sind, einen außergewöhnlichen Ort zeigen. Wir sind ca. 30 Minuten gefahren. Er hat uns zu einem beliebten Ausflugsziel gebracht. Früher war in dieser Gegend ein Kriegsschauplatz.
Es handelt sich um einen tiefen Wald und eine vergammelte ehemalige
Festung. Es kommen viele Busse hierher. Auch eine große Anzahl an
Touristen, mit einem Reiseführer in der Hand, war hier.
....
– 44 – Spider-Szene NSU Spider
Journal
_______________________________ Ausgabe 12/ 2000 ________________________________________________
Bevor Herr Eddie anfangen konnte über den Kriegsort zu erzählen, sind wir weitergefahren.
Es war ein sehr selten gesehener blauer Himmel in England. Es wehte ein sanfter, milder Wind. Wir sind auf der schmalen Landstraße gefahren, mehrmals abgebogen und eine Steigung hinaufgefahren, die wie ein Weg in den Himmel aussieht.
,Jch sah einen Film mit Audrey Hepburn, sie trug darin einen weißen Hut. Dort gab es so eine Szene, in der sie mit einem solchen NSU gefahren ist." Sie führen die Steigung eine unbegrenzte weite Ebene hinauf Wahrscheinlich hatte er nur aus Langeweile über den Film gesprochen. Der Assistant Director hat sofort geantwortet, weil er ein Film-Liebhaber und -Kenner ist. ,,Nein, dieser Wagen ist zwar sehr ähnlich, aber anders. Vielleicht ist es ein anderer Wagentyp, eventuell Autobianchi". Die Mitglieder der Arbeitsgruppe nickten zustimmend.
In diesem Moment haben alle den Atem angehalten. Nicht etwa, weil sie
von der Aussage des Assistant-Direktors begeistert waren, sondern weil
die grelle Landschaftsfarbe vor ihnen auftauchte. Für einen Augenblick
waren sie alle ganz geblendet. Eine gelbe Welt wurde sichtbar. Am Horizont
blühten wie ein gelber Teppich sehr viele Senfblumen.
Dr. Wankel war Vater, bzw. Erfinder dieses Motortyps. Es gab nur
eine limitierte Auflage davon. Der Motor befand sich im Heck, daher auch
der Hinterradantrieb. Karosserie und Fahrgestell sind aus der eigentlich
unschönen Limousinen-Form entstanden. Das Styling stammt aber von
Bertone, so dass sich wieder ein liebliches Aussehen ergab. Würde
der Wankelmotor in einen Hubkolbenmotor umgerechnet, dann hätte er
500 ccm. Er fährt aber trotzdem schnell. Die Maximalgeschwindigkeit
beträgt 92 Miles/h. Dem Prinzip des Single-Rotor-Motors wurde damals
nicht viel Vertrauen geschenkt, deshalb ist er auch nicht weiterentwickelt
worden.
Herr Eddie meinte: ,,Ist diese Landschaft für die Aufnahmen geeignet ?" Solch eine
Frühlingslandschaft ist Herrn Eddie in England nicht vertraut. Dem Fotografen tat es leid, aber er hatte in Gedanken Herrn Eddie gegen Audrey Hepburn ausgetauscht. Obwohl der Assistant Direktor meinte, dass es der falsche Wagen sei, hat er an Audrey Hepburn gedacht.
Hintergrund ist der gelbe, unbegrenzte, weite, milde Teppich. Davor ist der tief rote Wankelplaziert und neben dem Auto befindet sich Audrey Hepburn. Der Wind streichelt die Augenlider. Das Senfblumenfeld reflektierte die Sonnenstrahlen und lächelte.
Anmerkung der Redaktion: Der Besitzer des rechtsgelenkten Spiders wohnt in Groß Britannien und heißt richtig englisch: Tim Bishop.
Beim Pfingsttreffen unseres Clubs 1990 in Minden war er mit seinem Spider
für ein paar Stunden unter uns. Er hatte kurz vorher das Kleinwagentreffen
in Störy bei Hildesheim besucht. Leider existiert in meinem Archiv
kein Foto vom Bishops Spider, z.B. dem interessanten Armaturenbrett mit
dem Lenkrad auf der rechten Seite. Wer kann mir mit einem solchen Foto
aushelfen ??