Nachdem wir das mit goldenen Trauben verzierte schmiedeeiserne Tor vor dem Haupthaus durchschritten, eröffneten uns die beiden rheinischen Damen des Hauses, daß hier gar kein Sekt hergestellt wird ! Trotzdem waren wir absolut richtig, denn wir erfuhren in den nächsten Stunden, daß Sektherstellung und die Eigenschaften des edlen Naturproduktes, sowie das Genießen des "Moussierenden Weins" hier im Kupferberg-Museum ihren Ursprung hatten. - Wir hörten etwas über die Geschichte der Fam. Kupferberg, der bedeutenden Exponate alter kostbarer Sektgläser, die hier ausgestellt sind und von 60 langgestreckten Gewölben in sieben Etagen unter der Erde als Lagerkeller, deren Besichtigung sich noch anschließen sollte. Reich verzierte, riesige Eichenholzfässer gaben uns eindrucksvoll Zeugnis von der Tradition des Hauses und von der Wein- und Sektgeschichte der Stadt Mainz.
Das "Highlight" bei der Besichtigung war die Innenarchitektur des Traubensaals. Es ist ein faszinierendes Beispiel des Jugendstils. Sie prägte bei der Weltausstellung 1900 in Paris das Bild des Deutschen Weinpavillons.
Im Weinprobekeller hatte man sich schon auf uns vorbereitet: Vier normale und ein kleineres Sektglas waren an jedem Platz "angerichtet". Eine Sektfee erklärte uns zunächst die feinen Unterschiede beim Sekt, die Art und Weise des Genießens und die Wirkung auf den Genießer. Nach fünf verschiedenen Sorten und - auf Wunsch - erneutem Auffüllens dieser ständig leeren Kelche war's um uns passiert: Wir hatten nicht nur eine deutlich lockere Zunge, sondern auch das Portemonnaie saß anschließend recht locker, wenn's darum ging, noch einige dieser Sorten in schönen Verkleidungen für die Lieben zu Haus' zu erwerben. - Zu später Stunde, nach Rückkehr ins Hotel, stiegen die meisten (Männer) noch auf Gerstensaft um, und die Nacht wurde wieder mal zu kurz !
Samstag, 2. Oktober 1999: Das Wetter sprach deutlich für uns. Also die Dächer runter und los ging's: zur großen Herbstausfahrt ins Rheinhessische und an den Mittelrhein. Roswitha und Wilfried hatten eine Mappe mit Fahrtunterlagen für jedes Team sorgfältig zusammengestellt. Eigentlich konnte jeder dadurch auf eigene Faust losfahren, denn Strecken waren eingezeichnet und eine kleine Bildersuchfahrt war auch integriert. Also Augen auf und rein ins Rheintal. Doch halt ! Schon nach ein paar Kilometern wies uns die Karte den Weg zum Autohaus Senger, seines Zeichens VW und Audi-Händler. Beim Durchfahren einer Autohalle auf Sengers Hof ein kurzer Stopp: Die rheinhessische Weinkönigin Simone Renth begrüßte jedes Team und übergab ein kleines Präsent: Eine Flasche Rheinwein. Eine hervorragende Idee und vielen Dank nochmals von allen !
Weiter ging die Fahrt Richtung Ingelheim. Vom Rhein keine Spur !! Erst in Bingen
war er zu sehen. Ohne in das "Binger Loch" zu fallen ging es weiter stromabwärts
am Rhein entlang, dann mal wieder über steile, schmale Straßen ganz
nach oben, um den von Roswitha und Wilfried versprochenen herrlichen Blick auf
das Rheintal aus dem Spider auch genießen zu können.
So gegen 12 Uhr waren wir in Bacharach. Ein Parkplatz vor der historischen Kleinstadt,
direkt am Ufer, diente zum Aufstellen aller Spider oder sonstiger Rotarier und
die Kameraauslöser klickten wieder. Viel Zeit war nicht, denn schon um
halb zwei wollten wir in St. Goar eintreffen, um zusammen zu Mittag zu essen.
Noch einmal fuhren wir sehr hoch auf die linksrheinischen Wein-berge über
die Rheingoldstraße. Kurz vor St. Goar war sie zu sehen: die Loreley.
Vermutlich haben sie mehr US- und Japantouristen gesehen und betreten als wir
Mitteleuropäer, na ja !
Im urigen Fachwerkgasthaus "Zur Krone" machten wir Mittagspause. Unsere Gruppe hatte mittlerweile eine stattliche Zahl von ca. 70 Personen erreicht. Die Wirtsleute waren wohl etwas überfordert mit uns, aber es blieb noch Zeit für den Bummel durch das Städtchen oder einen Besuch auf der Burg Rheinfels. Fast noch pünktlich starteten wir gemeinsam in St. Goar. - Eine Fotoaufnahme von dort erhielten Sie mit der aktuellen Weihnachtskarte des Clubs. Zu sehen ist das Kieler Ehepaar Gerlach mit ihrem Spider.-
Bei Oberwesel verließen wir die Rheinuferstraße und fuhren
durch ein langes Tal hinauf. Wir streiften dabei den Hunsrück und
kleine Orte im Binger Wald. Plötzlich: Einige Spider fuhren geradeaus,
vier bogen rechts ab, zwei wendeten ! Waren wir hier noch richtig ? Ab
hier galt es, auf eigene Faust und ohne Vordermanns Schlußlicht den
richtigen Weg zu finden, den dann alle doch wiederfanden. Der Kaffeedurst
und der Blick auf die Uhr trieb uns voran. Geschafft ! Gegen 17 Uhr fanden
wir alle beim Weingut Breitscheid in Groß-Winternheim zum Kaffeetrinken
zusammen. Endpunkt unserer Rheinreise war natürlich wieder das Bristol-Hotel.
Alles gutgegangen, keiner blieb liegen, aber alle waren doch sichtlich
erschöpft.
Bis zum Kulturheim Mainz-Weisenau brauchten wir keinen Spider, nur die
Füße. Der Motor-Sportclub-Mainz e.V. verhalf u.a. zu dieser
nahen Möglichkeit, einen schönen rheinhessischen Abend zu verbringen.
Nach Begrüßung aller Teilnehmer und Gäste durch Mike Fabritius
übergab er zunächst das Wort an den Vorsitzenden der Mainzer
Autosportler, Herr Karlheinz Hofmann, der uns auf das herzlichste begrüßte,
einiges zu den Aktivitäten seines Clubs berichtete und mit weiteren
Mitgliedern des Clubs am Abend unter uns weilte. Wir erhielten von Herrn
Hofmann ein Erinnerungsgeschenk. Auch unser erster Vorsitzender hatte etwas
Passendes unseres Clubs für ihn als Dank für seine Unterstützung.
Nach dem leckeren Abendessen (ver)führte uns die Tanz- u. Trachtengruppe Harxheim unter der Leitung der Frau Friedrun Roßbach auf die große Tanzfläche. Fast alle mußten früher oder später ran. Althergebrachte Gruppentänze wurden mit uns geübt und dann vorgeführt. Es hat allen gefallen und großen Spaß gemacht ! - Karlheinz Stengel heißt er, ein Freund der Familie Senger ist er, Polizeibeamter im Ruhestand und eine Seele von Mensch ist er auch.
Als "graue Eminenz" war er fast unsichtbarer Helfer bei der großen Rheinausfahrt und hatte schon Roswitha und Wilfried viel Arbeit abgenommen. Nun aber lief er zur vollen Größe auf und demonstrierte uns sein Hobby: Büttenredner. Auf der Plattform der Bütt ein Weinkelch mit mind. 2,5 Liter Inhalt und er dahinter. Es war wie "Mainz, wie es singt und lacht" life. Eine Einlage "Määnzer Fassenacht" Anfang Oktober. Seine Aufführung belohnten wir mit viel Beifall.
Einige Spider-Freunde erhielten auch noch Preise für die Bildersuchfahrt: Hier die sechs besten beginnend beim 1. Platz: Günter Bock, Walter Uhl, Uwe Vanester, Bernd Maier, Walter Frey und Gerald Lächler, jeweils mit Ehefrau. Auch für die weiteste Anreise gab's einen Preis, den die Eheleute Gerlach aus Kiel erhielten. Der älteste Teilnehmer hatte es auch verdient: es war Egon Blasberg mit junggebliebenen 73 Jahren, der mit seiner Gattin unter uns weilte.
Für die musikalische Untermalung an diesem Abend sorgte ein Duo
mit ausgesuchter Tanzmusik und plötzlich jubilierte eine Tischbesatzung
im Saal: Was brachte sie so in Stimmung ? Eberhard und Karin Wieltsch hatten
auf dem Nürburgring beim NSU-Gleichmäßigkeitslauf der 'Eifel
Klassik' mit ihrem Spider den 1. Platz belegt ! Dies hatten sie soeben
telefonisch nachträglich erfahren. Wir freuten uns mit ihnen. Auch
Wolf Dieter Käppler nahm teil und fuhr mit seinem Spider auf Platz
4. (s. auch Bericht "Grüne Hölle ?" von W.D. Käppler in
dieser Ausgabe)
Sonntag, 3. Oktober 1999: Schon gleich nach dem Frühstück packten eilige Hände einige Spiderteile aus und ein Teil davon wechselte mal wieder den Besitzer. Zu erwähnen sei hier, daß Clubmitglied Werner Höhr aus Heidelberg sog. Türrückhaltefedern aus Stahl anbot, die dazu dienen, daß die Türen am äußersten Öffnungswinkel beim Ein- und Aussteigen arretieren und nicht gegen Schienbeine fallen.
Nun wurde es auch Zeit, die Koffer und Taschen im Spider zu verstauen, denn unsere Organisatoren ließen uns nicht ohne Kennenlernen ihrer Heimatstadt Mainz nach Hause fahren. Sie hatten ja recht !
Auf dem Schillerplatz vor dem Fastnachtsbrunnen durften –mit freundlicher Ausnahme-genehmigung der Stadt Mainz- alle Spider stundenlang präsentiert werden. Von hier aus teilten uns nette Stadtführer in zwei Gruppen und los ging's.
Renate und ich hatten es nicht geschafft, "an der Truppe" zu bleiben und als wir die Spider in Mainz wiederfanden, war nur noch "Schutzmann" Karlheinz Stengel auf dem Platz und hielt dort Wache.
So konnten wir noch ein wenig plaudern und dem hinzugekommenen jungen
Lokalzeitungsjournalisten einiges über den Spider und unseren Club
berichten.
Der Ausklang unseres Treffens war das gemeinsame Mittagessen im Augustinerkeller,
eine urige Gaststätte inmitten der Mainzer Altstadt. Von hier aus
trennten sich unsere Wege mal wieder bis zum Pfingsttreffen 2000 in Nürnberg.
Bleibt nur noch zu sagen: Dankeschön für das tolle Wochenende,
Roswitha und Wilfried Senger !!
NSU-Spider-CIub präsentierte auf dem Schillerplatz...
...die ersten Autos mit einem serienmäßigen Kreiskolbentriebwerk
MAINZ. Die Busse "schlichen" am Sonntag besonders langsam über den Schillerplatz. Nicht etwa, dass dort neue Geschwindigkeitsbeschränkungen gelten. Die Fahrer reckten vielmehr die Köpfe, um die Ausstellung der NSU-Spider zu sehen.
Die Augen der älteren Menschen leuchteten beim Anblick der Ausstellung,
die vom Motorsport-Club Mainz und vom NSU-Wankel-Spider-Club Deutschland
organisiert wurde, "Das ist ja toll - da geht einem ja richtig das Herz
auf", freute sich eine Dame.
Claus Kynast, ein Fan des NSU-Spiders und Zweiter Vorsitzender des
NSU-Wankel-Spider-Clubs: "Unser Anliegen ist es, das erste Fahrzeug der
Welt zu erhalten, in dem serienmäßig ein Wankelmotor eingebaut
wurde." Felix Wankel hatte den Kreiskolbenmotor entwickelt, den er erstmals
1957 zum Laufen brachte.
Die Anfänge des rotierenden Kolbens waren nicht einfach. Als der
Spider 1964 auf den Markt kam, steckte der neue Motor noch voller Kinderkrankheiten.
Immer wieder fielen die Maschinen aus, und die Autos blieben liegen. NSU
war damals sehr kulant und hat defekte Motoren anstandslos und ohne Berechnung
ausgetauscht", erinnerte der Vorsitzende.
Die Werkstätten waren mit der Neuheit überfordert. NSU entwickelte
die Motoren nach der Fusion mit Audi jedoch nicht mehr weiter. So kümmerten
sich die NSU-Wankel-Spider-Club-Mitglieder selbst um die Technik und brachten
die Triebwerke auf Vordermann. "Früher hofften wir, dass wir alle
bei unserem Treffen ankommen - heute ist das keine Frage mehr", versicherte
der Fachmann.
Das weitaus schwierigere Problem liegt mittlerweile in der Beschaffung
von Ersatzteilen. Wenn man überhaupt noch an welche kommt, muss man
tief in die Tasche greifen: ,,Eine Stoßstange ist unter 1000 Mark
nicht mehr zu haben."
Auch die Preise für die Autos sind gestiegen. Kostete damals ein
Spider neu 8500 Mark, legt ein Liebhaber heute rund 30 000 Mark dafür
auf den Tisch. Klar, denn die Autos werden immer seltener. ,,Von den 2375
produzierten dürften heute noch schätzungsweise 500 existieren."
Die meisten davon befinden sich im süddeutschen Raum. Stand für
die Clubmitglieder anfangs der Motor samt seinen Schwierigkeiten im Vordergrund
ihres Hobbys, schlägt ihr Herz nun für das Auto als Gesamtwerk.
Und eben dieses Auto ist bei jedem Treffen, wie jetzt in Mainz, immer
wieder Thema Nummer 1 - und wird es wahrscheinlich auch immer bleiben.
(an, MRZ, Nr. 231, 5. Okt. 1999)
Die schnuckeligen 60er-Jahre-Autos mit den ungewöhnlichen Motoren fanden am Schillerplatz reichlich Staunende. Foto: Bernd EßIing |
Ihr Alter war den betagten wagen nicht anzusehen. Auf dem Schillerplatz sorgten
NSU-Wankel-Spider für nicht unerhebliches Aufsehen. Bild: Günter Floch |
Das Alter war den Fahrzeugen kaum anzusehen. Die Chromleisten blinkten wie am ersten Tag, die weiße oder rote Karosserie war blank poliert. Der NSU-Spider sei das erste Auto mit Wankelmotor gewesen, berichtete Fabritius. "Viele Ersatzteile fertigen wir selbst an", erklärte er. Manchmal wurde auch die Audi-Traditionsgruppe mit Teilen und Bauplänen aushelfen.
Ihren guten Zustand konnten die Autos auch bei einer Rundfahrt durch Rheintal und Hunsrück unter Beweis stellen. "Dadurch, dass immer ein anderes Clubmitglied die Treffen organisiert, lernen wir ganz Deutschland kennen", erzählte Fabritius.
(Quelle: Mainzer Zeitung, 4.Okt. 1999 S. 11)